Den Eigentümer/Herausgeber der HNA als frömmelnden rechtslastigen Konservativen zu bezeichnen, erscheint mir noch eine höfliche und zurückhaltende Umschreibung. Der Mann hat zudem ein erhebliches Mitteilungsbedürfnis, hinter dem sogar das meine zurück bleibt. Und das will ja nun wirklich etwas heißen. Jede Woche lässt er in seinen Zeitungen – und das sind nicht wenige – seine Kolumne „Wie ich es sehe“ abdrucken. Oft genug ist das schwülstige Frömmelei; gerne auch mal getränkt mit ein paar Brocken nationalromantischer Verklärung. Immer ist aber klar: es gibt gut und es gibt böse. Und der Verleger gehört natürlich zu den Guten mit dem klaren Blick. Wie sagte einst der große Volker Pispers: wenn man weiß, wo der Feind sitzt, hat der Tag Struktur.
Am Samstag nun wurde ich unerwartet von einem Anflug von Autoaggression erwischt. Ich habe also die intellektuellen Exkremente des HNA-Verlegers tatsächlich gelesen. Ja, das war ein Fehler. Vielleicht aber auch nicht. Denn sonst hätte ich jetzt nicht die Gelegenheit, das Pharisäertum dieses Herrn zu beleuchten. In seinem aktuellen wöchentlichen Machwerk stellt Ippen das Böse (schmarotzende Hartz-IV-Bezieher und ein unfähiger Staat) dem Guten (wackere Unternehmer und braven Steuerzahlern) gegenüber. Er selbst gehört natürlich zu den Guten, zu den „braven Steuerzahlern“.
Als ich das las, erinnerte ich mich. Erst ein bisschen. Dann ein bisschen mehr. Da war doch was, da war doch was. Ja, da war was. Im Jahr 2015 vollstreckten 600 Zollbeamte insgesamt 90 Durchsuchungsbeschlüsse im Ippen-Land. Dabei wurden Vermögen im Wert von etwa zwei Millionen Euro sichergestellt. Die Behörden gingen davon aus, dass die Unternehmen, die zum Einflussbereich des HNA-Verlegers gehören, sich mit einem illegalen Trick um Sozialversicherungsabgaben in Millionenhöhe gedrückt haben. In der HNA war darüber erst lange gar nichts und dann nur in einer Mini-Nachricht etwas zu lesen.
So sieht er aus, mein Blick hinter die Kulissen der braven frömmelnden Pharisäer.
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